Im Mai 1940 begann mit dem deutschen Angriff auf die Benelux-Staaten der entscheidende Teil des Westfeldzugs im Zweiten Weltkrieg. Nach der Phase des sogenannten „Sitzkrieges“, in der an der Westfront monatelang kaum größere Kampfhandlungen stattgefunden hatten, überschritt die Wehrmacht am 10. Mai 1940 die Grenzen von Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Dieser Angriff war Teil des Operationsplans „Fall Gelb“, der vorsah, die alliierten Streitkräfte schnell zu durchbrechen und die französische Armee in einem groß angelegten Kessel einzuschließen.
Belgien war strategisch von großer Bedeutung, da die Alliierten hier ihre Verteidigungslinien aufbauen wollten, um ein Vorrücken der deutschen Truppen nach Frankreich zu verhindern. Die deutsche Heeresgruppe A unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt nutzte jedoch eine Kombination aus schnellen Panzerdivisionen und motorisierter Infanterie, um durch die Ardennen vorzustoßen und die alliierten Kräfte an der Front zu überraschen. Währenddessen griffen Fallschirmjäger und motorisierte Einheiten Städte und Brücken in Belgien an, um den Vormarsch zu sichern und die Verteidigungsstellungen der Alliierten zu destabilisieren.
Die Kämpfe in Belgien waren heftig, insbesondere in Orten wie Dinant, Sedan und an der Dyle-Linie, wo belgische, britische und französische Einheiten versuchten, den deutschen Vormarsch zu stoppen. Kleinere Städte und Dörfer wie Thulin gerieten dabei zwischen die Fronten und wurden Schauplätze von Straßenkämpfen. Die Wehrmacht setzte dabei auf die Taktik des „Blitzkriegs“: schnelle Vorstöße, enge Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Bodentruppen und das Umgehen starker feindlicher Stellungen, um den Gegner von hinten zu fassen.
Die belgische Armee leistete erbitterten Widerstand, konnte jedoch der Geschwindigkeit und Koordination der deutschen Angriffe nicht standhalten. Bereits am 28. Mai 1940 kapitulierte Belgien offiziell. Der Westfeldzug führte zur Einkesselung der alliierten Truppen in Dünkirchen, was in der berühmten Operation „Dynamo“ mündete, bei der über 300.000 alliierte Soldaten über den Ärmelkanal evakuiert wurden.
Die Ereignisse in Belgien im Mai 1940 markieren einen entscheidenden Wendepunkt in der frühen Phase des Zweiten Weltkriegs. Die blitzartige Niederlage der Benelux-Staaten und der Fall Frankreichs in nur sechs Wochen demonstrierten die Wirksamkeit der neuen deutschen Kriegstaktik und veränderten das strategische Kräfteverhältnis in Europa grundlegend.