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Die deutsche V-3 (Vergeltungswaffe 3) – das gigantische Supergeschütz aus dem Zweiten Weltkrieg
Die V-3, auch bekannt als Vergeltungswaffe 3, war eines der ambitioniertesten und zugleich ungewöhnlichsten Waffenprojekte des nationalsozialistischen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. Anders als die V-1, eine fliegende Bombe, oder die V-2, eine ballistische Rakete, handelte es sich bei der V-3 nicht um eine Rakete, sondern um ein gigantisches Festgeschütz.
Die Grundidee der V-3 basierte auf einem sogenannten Mehrkammer-Prinzip: Entlang des Laufs waren seitlich Sprengladungen angebracht, die zeitlich genau abgestimmt gezündet wurden, während das Projektil den Lauf durchlief. Auf diese Weise konnte das Geschoss immer weiter beschleunigt werden, was eine viel größere Reichweite ermöglichte als bei herkömmlicher Artillerie.
Die Deutschen planten, mit der V-3 London aus großer Entfernung unter Dauerbeschuss zu nehmen. Ziel war es, die britische Hauptstadt moralisch und materiell zu zermürben und damit den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen. Die Hauptanlage der V-3 wurde bei Mimoyecques in Nordfrankreich gebaut. Dort sollten mehrere dieser gewaltigen Rohre in einem unterirdischen Komplex installiert werden, geschützt vor Luftangriffen und gut getarnt.
Die Geschosse der V-3 waren relativ klein im Vergleich zu klassischen Granaten, aber es war geplant, hunderte davon täglich abzufeuern. Anstelle einzelner großer Explosionen sollte ein ständiger „Bombenregen“ über London niedergehen, um eine permanente Bedrohung und Panik zu erzeugen.
Doch die Realität war eine andere: Die Alliierten erfuhren von den Bauarbeiten in Mimoyecques und starteten schwere Luftangriffe. Besonders die britische Royal Air Force setzte dabei die gefürchteten „Tallboy“-Bomben ein, sogenannte Erdbebenbomben, die tief in den Boden eindrangen und dort explodierten. Diese Angriffe beschädigten die Anlage so stark, dass sie nie vollständig fertiggestellt oder in Betrieb genommen werden konnte.
Zusätzlich war das technische Konzept der V-3 von Anfang an mit großen Schwierigkeiten behaftet. Die präzise Zündung der zusätzlichen Ladungen entlang des Laufs erwies sich als sehr fehleranfällig. Auch die hohen Belastungen für Material und Geschoss führten immer wieder zu Rückschlägen.
Nach dem Scheitern des großen Projekts in Frankreich wurden später kleinere, mobile Versionen der V-3 entwickelt. Diese kamen Ende 1944 und Anfang 1945 bei der Ardennenoffensive (Battle of the Bulge) in Luxemburg zum Einsatz. Dort wurden sie eingesetzt, um alliierte Stellungen zu beschießen, allerdings mit sehr begrenztem Erfolg. Die Reichweite war geringer als geplant, die Genauigkeit ungenügend, und die Wirkung blieb weit hinter den Erwartungen zurück.
Trotzdem blieb die V-3 ein Symbol für die verzweifelten Versuche der deutschen Führung, durch „Wunderwaffen“ das Kriegsglück noch zu wenden. Hitler und sein Stab setzten große Hoffnungen in solche Projekte, um den militärischen und moralischen Druck auf die Alliierten zu erhöhen. Doch letztlich waren diese Waffen eher Ausdruck von Größenwahn und technischer Hybris als echte Gamechanger.
Heute gilt die V-3 als ein besonders kurioses Kapitel in der Geschichte der Waffentechnik. Sie zeigt, wie weit die Nationalsozialisten bereit waren zu gehen, um ihre militärischen Ziele zu erreichen, selbst wenn sie dabei enorme Ressourcen verschwendeten.
In den unterirdischen Anlagen von Mimoyecques kann man noch heute die Reste dieser gigantischen Geschützrohre besichtigen. Sie stehen als Mahnmal für eine Zeit, in der Technik und Wissenschaft in den Dienst von Zerstörung und Unterdrückung gestellt wurden.
Die Geschichte der V-3 mahnt uns, wohin ideologische Verblendung und militärischer Fanatismus führen können. Anstatt dem Schutz der Menschen zu dienen, wurde Ingenieurskunst hier zur perfiden Angriffswaffe.