Wie jeden Tag war “Jimmy”, ein sechsjähriger und eigentlich gesunder Rottweiler, am Sonntag, 10. August, mit seinem Herrchen in Trumau (NÖ, Bezirk Baden) unterwegs. Auf der Hundewiese brach der Vierbeiner plötzlich zusammen.
Der Besitzer stellte fest, dass “Jimmy” seine Hinterbeine nicht mehr belasten konnte. Alleine konnte der Mann aber seinen Liebling, immerhin ein 50 Kilogramm schwerer Hund, nicht tragen. Da er selbst kein Auto besitzt, versuchte er verzweifelt telefonisch Hilfe zu rufen.
In NÖ aber ein schwieriges Unterfangen – verschärft mit der Vorfallszeit, Sonntag, früher Nachmittag bei Temperaturen über 30 Grad.
“Jimmys” Herrl fand zwar schnell die Telefonnummer der Österreichischen Tierrettung (ÖTR), die er erstmals gegen 12.50 Uhr kontaktierte. Da die ÖTR in NÖ aber selbst nicht tätig sein kann, konnte diese nur mit einer Reihe von Telefonnummern lokaler Tierärzte weiterhelfen.
Besitzer probierte es fast eine Stunde
Fast eine Stunde telefonierte und probierte der Besitzer verzweifelt Nummern durch – niemand konnte oder wollte helfen.
Zwischen den Telefonaten rannte der Mann nach Hause, um Decken und Wasser zu holen. Mit einem auf der Hundewiese stehenden Tisch und den Decken verschaffte er “Jimmy” etwas Schatten, mit Wasser versuchte er den Hund so gut es ging zu kühlen, immerhin hatte es zu der Zeit bereits um die 35 Grad.
Keine Rettung mehr für “Jimmy”
Um 13.43, fast Stunde nachdem “Jimmy”, vermutlich wegen eines Bandscheibenproblems, zusammengebrochen war, erreichte der Besitzer endlich jemanden, der helfen konnte – mittels der Notfallnummer das Tiermedizinische Zentrum Teesdorf. Bereits wenige Minuten später machten sich die Retter – mit dem Privatauto und ohne Blaulicht – auf den Weg zu “Jimmy”.
Als der Geschäftsführer und Mitglied des Notfall-Teams, Marcus Serringer, der seit einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich in der (Menschen)-Notfallrettung und bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig ist und entsprechende Einsatzerfahrung vorweisen kann, eintraf, war “Jimmy” aber bereits tot. Das Tier dürfte wohl einen Hitzschlag erlitten haben, an dem es schlussendlich verstarb.
Dieser tragische Einsatz zeige einmal mehr, “wie die blockierende Haltung der Niederösterreichischen Landesregierung beim Thema Tierrettung zu vermeidbarem und unnötigem Leid bei Tier – und Mensch! – führt und dass hier aufgrund des Unwillens einiger weniger PolitikerInnen Tiere oft nicht nur vollkommen unnötig lange Schmerzen ertragen müssen, sondern es immer wieder Fälle gibt, wo eine Tierrettung rasch helfen und Leben retten hätte können”, heißt es seitens des Tiermedizinischen Zentrums Teesdorfs, das den Fall auch auf ihrer Homepage öffentlich machte.
Erst wenn das Drama seinen Lauf nimmt, würden Besitzer feststellen, dass ihr Haustierarzt in der Nacht oder am Wochenende nicht erreichbar ist, die nächste Klinik vielleicht gerade an diesem Tag doch nicht offen hat, oder man das – vielleicht schwer verletzte – Tier gar nicht selbst transportieren kann – wie in “Jimmys” Fall.
Tierrettung “in fast allen anderen Bundesländern”
In fast allen anderen Bundesländern gebe es eine Tierrettung, die in einem solchen Fall zur Stelle ist und rasch und kompetent hilft, aber in Niederösterreich werde eine Tierrettung immer noch verhindert.
“Wir haben leider fast täglich solche Probleme”, so Marcus Serringer im “Heute”-Gespräch. “Wir stehen seit drei Jahren mit der Landesregierung in Kontakt, leider zeigt sich die zuständige FPÖ-Landesrätin gänzlich unbeeindruckt. Der Aufbau einer Tierrettung wird bereits seit vielen Jahren verhindert und blockiert.” Die Einrichtung einer Tierrettung in NÖ wäre “ehrenamtlich, das würde auch dem Land nichts kosten”. Man müsste einfach nur die Verordnung aus dem letzten Jahrhundert (1995) überarbeiten und sich mit der Thematik auseinsandersetzen. Zuletzt habe sich zwar die SPÖ in NÖ dem Thema angenommen, weitergegangen sei aber auch hier nichts.
“Natürlich extrem frustrierend”
Das Schicksal von “Jimmy” trifft auch Serringer hart, “für den Besitzer war das natürlich extrem frustrierend.”
“Nicht leistbar und nicht praktikabel umsetzbar”
Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) heißt es auf “Heute”-Anfrage, dass der beschriebene Einzelfall “wirklich tragisch ist”, aber das Blaulicht restriktiv zu vergeben sei. Eine flächendeckende Tierrettung in Niederösterreich sei nicht leistbar und auch nicht praktikabel umsetzbar.
Grundsätzlich müsse man sagen, dass bereits der damalige SPÖ-Landesrat Franz Schnabl das Projekt Tierrettung in seiner Zeit “aus den angeführten Gründen” nicht fortgeführt, sondern schlichtweg “abgedreht” habe.