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Jenseits der Wolga – Die letzten deutschen Überlebenden von Stalingrad

Am Ende der Schlacht von Stalingrad im Februar 1943 erlebte die Wehrmacht ihre größte Niederlage. Über 90.000 deutsche Soldaten, die letzten Überlebenden der eingekesselten 6. Armee, legten ihre Waffen nieder. Entkräftet, unterernährt und erschöpft begaben sie sich in sowjetische Kriegsgefangenschaft – ein Marsch ins Ungewisse, für viele ohne Wiederkehr.

Diese Männer waren nicht nur Teil der größten militärischen Katastrophe der Wehrmacht, sie gehörten auch zu jenen wenigen, die tatsächlich den Fluss Wolga gesehen – und überquert hatten. Im Sommer 1942 hatte die Wehrmacht das Ziel, die Wolga bei Stalingrad zu erreichen, um die sowjetischen Nachschublinien zu durchtrennen. Es war ein Ziel von symbolischer wie strategischer Bedeutung. Dass einige deutsche Einheiten tatsächlich bis ans Ostufer gelangten, war ein Triumph auf Zeit – denn bald schlug das Schicksal erbarmungslos zurück.

Nach monatelangen Straßen- und Häuserkämpfen, eisigen Winternächten und ständigem Artilleriefeuer kam die sowjetische Einkesselung im November 1942 – Operation Uranus. Die deutsche 6. Armee war eingeschlossen, abgeschnitten von Versorgung und Verstärkung. Dennoch wurde durchgehalten, bis der Zusammenbruch unausweichlich wurde.

Als die Kapitulation kam, waren es nicht einmal 10% der ursprünglichen Truppenstärke, die noch lebten. Diese 90.000 Mann wurden zu Fuß in den sowjetischen Hinterraum geführt – über verschneite Felder, durch zerstörte Städte, in improvisierte Lager. Viele überlebten den Marsch nicht. Krankheiten, Hunger, Kälte und Misshandlungen forderten ihren Tribut. Von diesen 90.000 kehrten weniger als 6.000 nach dem Krieg in ihre Heimat zurück – viele erst nach zehn Jahren Gefangenschaft.

Die Geschichte dieser Männer ist mehr als eine militärische Fußnote. Sie steht für den Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, für das Ende der Illusion eines schnellen Sieges im Osten – und für das unsägliche Leid, das dieser Feldzug über unzählige Menschen brachte.
Jene, die die Wolga sahen und überquerten, taten es in einem Moment des scheinbaren Triumphs – nur um auf der anderen Seite den wahren Abgrund des Krieges zu erkennen.

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