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„Theos harter Tag – Stärke im Sturm finden“

Theo hatte mehrere Sauerstoffsättigungsabfälle – nicht die üblichen, nicht die kurzen, die sich mit einer Berührung oder einem Atemzug beheben lassen –, sondern solche, die einem die Luft aus den Lungen rauben, während man ihn kämpfen sieht. Sein Sauerstoffgehalt sinkt auf unter 20 Prozent, seine Haut verfärbt sich blau, und für furchtbare Sekunden rührt er sich nicht mehr.

Die Krankenschwestern stürmen herein. Die Monitore piepen. Meine Hände zittern, während ich immer wieder seinen Namen flüstere – „Komm schon, Baby, atme.“

Die gleichen Maßnahmen, die früher geholfen haben, greifen diesmal nicht. Er braucht länger, um sich zu erholen, länger, bis er wieder rosig wird, länger, bis er dieses schwache Geräusch von sich gibt, das mir sagt, dass er noch kämpft. Jede Sekunde fühlt sich endlos an. Jede Episode erscheint wie eine Ewigkeit.

Wir glauben, es sind Entzugserscheinungen. Gestern wurde ihm das Morphium abgesetzt, und das ist immer der schlimmste Tag für ihn. Sein kleiner Körper zittert, sein Herz rast, und Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Man sieht die Verwirrung in seinen Augen – als ob er sich fragt, warum sich sein Körper so anfühlt. Er wiegt nur vier Kilo, aber er trägt einen Kampf mit sich herum, der viel zu schwer für jemanden so Kleines ist.

Die Ärzte haben heute Anpassungen vorgenommen – seine Medikamentendosen und die Nahrungszufuhr wurden seinem neuen Gewicht angepasst. Er wächst langsam, aber stetig und wiegt jetzt 4,2 kg. Ein kleines Wunder. Außerdem wurde sein PEEP-Wert von 14 auf 13 gesenkt, da seine Lunge auf dem Röntgenbild zu stark ausgedehnt aussah und sein Herz dadurch kleiner wirkte.

Doch heute Abend scheint die Veränderung alles nur noch schwerer gemacht zu haben.
Sein Brustkorb zieht sich bei jedem Atemzug ein – die Einziehungen, die von Kampf zeugen. Ein Anblick, den keine Mutter je vergisst. Seine kleinen Rippen zeichnen sich ab, während er nach Luft ringt; sein Körper arbeitet doppelt so hart, nur um zu überleben.

Man erklärte mir, dass der PEEP seine Lungenbläschen offen hält, verhindert, dass Luft eingeschlossen wird, und seinem Körper hilft, das Kohlendioxid abzubauen. Doch im Moment sind seine CO2-Werte hoch – über 80 – und blinken auf dem Monitor wie ein Alarm, den mein Herz nicht abstellen kann.

Ich sitze neben ihm, meine Hand in seiner. Ich flüstere leise, summe ihm vor mich hin, sage ihm, dass er in Sicherheit ist, dass ich da bin. Manchmal beruhigt er sich – für einen Moment. Seine Atmung wird gleichmäßiger, seine Werte steigen. Doch dann beginnt es von Neuem. Die Alarme, die veränderte Farbe, die Panik.

Jedes Mal fühlt es sich an, als ob mein Herz ein Stückchen mehr bricht.

Zuzusehen, wie das eigene Kind nach Luft ringt, ist etwas, worauf sich niemand vorbereiten kann.
Es gibt kein Training dafür, keine Kraft, die man im Voraus aufbauen kann.


Man lebt einfach im Augenblick – einen Atemzug, eine Zahl, ein Gebet nach dem anderen.

Und doch, selbst inmitten der Angst, findet Gott Wege, mir kleine Lichtblicke zu schenken.

Als ich gestern Abend im Krankenhaus ankam, lag Theo zum ersten Mal in einem richtigen Kinderbett. Ich lächelte unter Tränen, als ich ihn so ausgestreckt sah, als wäre er stolz auf sein Wachstum. Und zum ersten Mal seit Wochen konnte ich ihn anziehen. Seine kleinen Ärmchen waren endlich frei von der Linie an seinem rechten Arm, seine Haut endlich so weit, dass man weiche Kleidung darauf spüren konnte.

Es war etwas so Einfaches – aber es fühlte sich heilig an.

Ich flüsterte: „Sieh dich an, mein tapferer Junge. Wir können schwierige Dinge schaffen.“

Weil wir es können.
Wir haben schon so lange schwierige Dinge getan.

Jeder Tag bringt neue Glaubensproben – neue Medikamente, neue Zahlen, neue Ängste.
Doch in jeder dieser Prüfungen liegt auch Gnade. Die stille Erinnerung daran, dass wir nicht allein sind.

Wenn ich denke, ich kann keinen weiteren Rückschlag mehr verkraften, erinnere ich mich daran: Der Herr ist meine Zuflucht.
Wenn mein Herz rast und die Monitore lauter erscheinen als meine Gebete, erinnere ich mich daran, dass er uns auf jedem Schritt unseres Weges begleitet hat.


Und wenn ich sehe, wie Theos winzige Hand meinen Finger umklammert, weiß ich – Gottes Kraft fließt auch durch ihn.

In solchen Momenten ist es leicht, sich besiegt zu fühlen.


Es ist leicht, der Angst nachzugeben.


Aber beim Glauben geht es nicht darum, furchtlos zu sein – es geht darum, zu vertrauen, selbst wenn man Todesangst hat.

Theo kennt die medizinischen Fachbegriffe nicht. Er versteht weder CO2-Werte noch Sauerstoffkonzentrationen oder Beatmungseinstellungen. Er weiß nur, dass er nicht allein ist, wenn ich neben ihm bin, seine Hand halte und seinen Namen flüstere.

Und vielleicht ist das ja das, was Glaube wirklich ist – zu wissen, dass man selbst im härtesten Kampf nicht allein ist.

Während ich heute Abend hier sitze und dem gleichmäßigen Summen der Maschinen lausche, atme ich mit ihm. Ich bete für seine Lunge, sein Herz, seine Kraft.


Ich bete, dass es morgen leichter wird.
Dass die Zahlen sinken.
Dass das Blau verblasst.

Vor allem aber bete ich für Frieden – für ihn und für mich.

Denn selbst in den schwierigsten Momenten gibt es Licht.
Es gibt Liebe.
Es gibt die stille Stärke, die uns am Leben erhält.

Theos Reise ist noch lange nicht zu Ende, aber unser Glaube auch nicht.
Wir halten durch – Atemzug für Atemzug, Gebet für Gebet, Wunder für Wunder.

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