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Zwischen Front und Gefangenschaft: Mittagessen an Bord der USCGC Spencer, 1943

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Im Frühjahr 1943, mitten im tobenden Atlantikkrieg, ereignete sich eine Szene, die in ihrer Menschlichkeit ebenso eindrücklich ist wie in ihrem historischen Gewicht: Auf dem Deck des US-Küstenwachschiffs USCGC Spencer nehmen deutsche U-Boot-Soldaten der versenkten U-175 ihr erstes Mittagessen in alliierter Gefangenschaft ein. Das U-Boot war kurz zuvor nach einem heftigen Gefecht versenkt worden – viele der Besatzungsmitglieder wurden aus dem Wasser gerettet und an Bord des amerikanischen Schiffes gebracht.

Das Bild dieser Szene erzählt eine stille, aber kraftvolle Geschichte. Auf einem einfachen Tisch stehen ein großer Topf mit wahrscheinlich Kohl und Corned Beef, dazu Brot, Kaffee und Zucker – einfache, aber nahrhafte Verpflegung. Direkt neben einer Tasse liegt eine offene Packung Camel-Zigaretten, filterlos, wie damals üblich. Die Männer wirken müde, erschöpft, aber nicht ängstlich – eher nachdenklich, vielleicht erleichtert. Die Spannung des Überlebens weicht einer neuen Realität: der Kriegsgefangenschaft.

Diese Szene ist ein seltener Einblick in das, was oft zwischen den Zeilen der Kriegsgeschichtsschreibung verloren geht: der Moment der Übergabe, des Menschseins nach der Schlacht. Es ist kein heroischer Augenblick, kein dramatischer Sieg – sondern ein Augenblick der Fürsorge und des Übergangs. Die US-Soldaten behandelten die gefangenen U-Boot-Männer mit Respekt und boten ihnen das an, was sie selbst an Bord hatten: warme Mahlzeiten, Zigaretten, ein Moment der Ruhe.

Die U-175, ein deutsches U-Boot des Typs IXC, war auf Feindfahrt im Atlantik, als sie am 17. April 1943 von der Spencer gestellt und nach einem intensiven Gefecht versenkt wurde. Von den über 50 Mann an Bord überlebten rund 40 – eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, wie gnadenlos die U-Boot-Kriegsführung jener Zeit war.

Für viele dieser Männer war das Essen auf der Spencer das erste warme Mahl seit Tagen, vielleicht Wochen. Es bedeutete nicht nur physische, sondern auch psychologische Entlastung – ein Signal: Der Krieg war für sie, zumindest vorerst, vorbei.

Die Szene zeigt in aller Stille einen Funken Humanität mitten im Weltkrieg – und erinnert daran, dass selbst in den dunkelsten Kapiteln der Geschichte Menschlichkeit über Ideologie stehen kann.

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